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Eine Wanderung auf der Birkenhainer Straße, einem mittelalterlichen Fernreiseweg

Wegmarkierung an der Birkenhainer Straße
Wegmarkierung an der Birkenhainer Straße

Gestern bin ich im Spessart auf der Birkenhainer Straße gewandert. Die Birkenhainer Straße ist ein alter Handels- und Fernreiseweg, der von Gemünden nach Hanau führt. Der Name stammt von einem Birkenhain bei Geiselbach in der Nähe von Aschaffenburg. An den Endpunkten des Weges in Gemünden bzw. Hanau konnten die Waren weiter auf den Main verladen werden. Von dort erreichten sie in kurzer Zeit Würzburg oder Frankfurt oder wurden in weiter entfernte Orte verschifft. Indem die Kaufleute die Birkenhainer Straße nutzten, vermieden sie den längeren Weg über den Main, der hier in einer weiträumigen Schleife das Mainviereck umfließt.

Die Birkenhainer Straße existierte schon in der Bronzezeit, wie der Fund eines Bronzebeils belegt. Auch die Römer nutzten diesen Weg. Davon zeugt zum Beispiel das Kleinkastell Neuwirtshaus am Limes in der Nähe von Hanau. Im Mittelalter war die Birkenhainer Straße ein viel begangener und befahrener Weg. Ab dem 14. Jahrhundert verlor sie ihre Bedeutung, da nun viele Straßen entlang der Flüsse angelegt wurden.

Die Birkenhainer Straße ist in ihrer heutigen Wegführung 71 km lang. Ein Wanderer kann diese Strecke in drei Tagen schaffen. Ich hatte allerdings nur Zeit für eine Tagestour und bin die Birkenhainer Straße ca. 12 km entlanggegangen, von Langenprozelten bei Gemünden bis zur Bayrischen Schanz, einem Wirtshaus in der Nähe von Lohrhaupten.

Zwischen Gemünden und dem Kloster Einsiedel

Den Anfang der Birkenhainer Straße ab Gemünden erspare ich mir, da man vom Bahnhof Gemünden noch rund drei Kilometer durch die Stadt und am Main entlanggeht. Ich will stattdessen gleich in den Wald.

In Langenprozelten komme ich kurz nach 11 Uhr mit dem Zug an. Von dort geht es nach Norden aus dem Ort hinaus. Nach rund rund einem Kilometer erreiche ich den Wald. Entlang des nun folgenden Teilstücks sind mehrere alte Wege zu erkennen, die parallel zum heutigen Wanderweg verlaufen und früher die Birkenhainer Straße bildeten.

Alter Hohlweg bei Langenprozelten an der Birkenhainer Straße
Alter Hohlweg bei Langenprozelten an der Birkenhainer Straße

Auf der nun folgenden Wegstrecke ist nichts Mittelalterliches zu sehen, daher überspringe ich diesen Teil. In der Nähe von Ruppertshütten nach rund 7 Kilometern komme ich dann an dem ehemaligen Kloster Einsiedel (auch Elisabethzell genannt) vorbei. Das Kloster wurde 1295 erstmals urkundlich erwähnt und ging vermutlich im Laufe des 16. Jahrhunderts unter. Bis um 1900 sollen noch Außenmauern des Klosters erhalten gewesen sein, die dann allerdings abgerissen und für den Straßenbau verwendet wurden.

Bis vor einigen Jahren war von dem Kloster außer ein paar Steinen nichts zu sehen. Seit 2011 finden dort archäologische Ausgrabungen statt, auf Initiative von Einwohnern der umliegenden Orte und unter Leitung des Archäologischen Spessartprojekts. Auf den Seiten des Archäologischen Spessartprojekts gibt es ausführliche Infos über das Kloster Einsiedel und die Grabungen.

Ich habe unterwegs eine Mittagspause gemacht und erreiche das Kloster Einsiedel gegen 14 Uhr. Dort ist gleichzeitig mit mir eine größere Wandergruppe angekommen und ich warte eine Weile, bis sie weitergehen und ich ungestört Fotos machen kann. Ich bin seit 5 Jahren nicht mehr hier gewesen, kenne diesen Ort nur aus der Zeit vor den Grabungen und bin überrascht, wie viel hier seitdem passiert ist.

Brunnen an der Ausgrabungsstätte Kloster Einsiedel

Ausgrabung Kloster Einsiedel

Ausgrabung Kloster Einsiedel

Ich bin gespannt, was hier noch gefunden wird, und nehme mir vor, eine eventuelle Ausstellung unbedingt zu besuchen. Gegen 14:30 Uhr mache ich mich auf den Weg in Richtung Bayerische Schanz. Dort komme ich gegen 15:40 Uhr an. Schnell ein paar Fotos gemacht und weiter, schließlich will ich vor Einbruch der Dunkelheit aus dem Wald raus sein.

An der Bayrischen Schanz

Bayerische Schanz

Eine Ansiedlung beim heutigen Wirtshaus Bayrische Schanz ist erst im 17. Jahrhundert belegt. Aber schon im Mittelalter verlief hier die Landesgrenze zwischen dem Kurfürstentum Mainz, der Grafschaft Rieneck (bis diese 1559 ausstarb) und der Grafschaft Hanau. 1673 wurden hier Gebäude errichtet, vermutlich eine Zollstation.

Entlang der Birkenhainer Straße boten Brunnen den Reisenden und ihren Reit- und Zugtieren Wasser. In der Nähe der Bayrischen Schanz liegt der Hermannsbrunnen.

Hermannsbrunnen
Hermannsbrunnen in der Nähe der Bayrischen Schanz

An dieser Stelle verlasse ich die Birkenhainer Straße und biege in den Wanderweg Richtung Lohr ein. Mein Ziel ist allerdings Partenstein, da es der nächste Ort mit einem Bahnhof ist. Gegen 18 Uhr komme ich in Partenstein an und steige in den nächsten Zug nach Würzburg.

Insgesamt habe ich eine etwa 20 km lange Tour gemacht und dafür aufgrund einer unvorhergesehenen Pause und eines kleinen Umwegs länger gebraucht als geplant. Trotzdem war es ein schöner Tag bei herbstlichem Sonnenschein. Ich bin sicher nicht zum letzten Mal im Spessart gewandert und werde wieder berichten, falls ich etwas entdecke, was zum Thema Mittelalter passt.

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