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Die Anfänge des Weinbaus in Würzburg

Ohne den Wein wäre Würzburg nicht das geworden, was es heute ist. Der Weinbau hat in Würzburg eine sehr lange Tradition, die mehr als 1200 Jahre zurückreicht.

Weinimport durch die Kelten

Wein getrunken haben schon die in der Hallstattzeit in der Würzburger Region lebenden Kelten. Vielleicht gewannen sie ihn aus hier vorkommenden Wildreben. Wahrscheinlicher ist aber, dass diejenigen Kelten, die es sich leisten konnten, den Wein zusammen mit den Trinkgefäßen aus dem Mittelmeerraum importierten. Diese Annahme liegt nahe, denn auf dem Marienberg, auf dem um das Jahr 500 v. Chr. die Oberschicht lebte, fanden Archäologen Scherben von griechischen Weingefäßen. Es sind Scherben von Krateren, d. h. Gefäßen, in denen man Wein mit Wasser mischte, und von Schalen, in denen Wein beim geselligen Trinken die Runde machte. Die Scherben sind im Mainfränkischen Museum in Würzburg zu sehen. Die Gefäße und der Wein wurden, wie andere Handelsgüter aus den Mittelmeerländern, möglicherweise mit dem Schiff bis Massilia (Marseille) gebracht und anschließend auf Flüssen oder auf dem Landweg in Richtung Norden transportiert.

Erste schriftliche Quellen im Frühmittelalter

Selbst angebaut haben die Kelten die Trauben für ihren Wein vermutlich nicht. Die ersten Belege für Weinbau in Franken sind erst 1200 Jahre später überliefert, aus dem 8. Jahrhundert. Der älteste schriftliche Nachweis über Weinbau in Franken ist eine Urkunde Karls des Großen vom 7. Januar 777. Darin schenkte Karl dem damals sehr bedeutenden Kloster Fulda das Königsgut Hammelburg einschließlich umfangreichem Besitz, zu dem auch mehrere Weinberge gehörten. Wo diese sich befanden, ist nicht bekannt.

Weinberg am Teufelskeller bei Randersacker
Weinberg am Teufelskeller bei Randersacker

Den ersten Hinweis auf einen Weinberg, der eindeutig lokalisiert werden kann, enthält die Zweite Würzburger Markbeschreibung aus dem Jahre 779. Dort ist von einem „Weingarten des Fredthant“ (Fredthantes uuingarton) die Rede, der sich an der Gemarkungsgrenze zu Randersacker befand. Es ist die Weinlage, die heute Teufelskeller genannt wird (siehe Foto). Einst gehörte sie zu Würzburg, heute zu Randersacker. Schriftliche Nachrichten von anderen Weinlagen aus dem frühen Mittelalter sind uns nicht überliefert, aber es ist anzunehmen, dass einige der heute bekannten Weinberge auch damals schon bewirtschaftet wurden.

Weinbau im Mittelalter

Weitere Quellen zum Weinbau in Würzburg haben wir erst wieder aus dem 11. Jahrhundert. Das Kloster St. Stephan und das Stift Neumünster wurden in Schenkungsurkunden mit Weinbergsbesitz oder den Erträgen von Weinbergen bedacht. Zahlreiche und ausführlichere Quellen stammen aus dem späten Mittelalter. Für die Würzburger Klöster und geistlichen Herren war Weinbergsbesitz damals absolut üblich. Der Historiker Werner Lutz, der 1965 alle ihm zugänglichen Urkunden zum Weinbau in Würzburg auswertete, zählt bis zum Jahre 1500 26 geistliche Einrichtungen, die nachweislich über Weingärten verfügten. Das Stift Neumünster besaß bereits im 12. Jahrhundert an der berühmten Lage „Würzburger Stein“ fünf Morgen Weingärten. Auch Spitäler und andere karitative Einrichtungen verfügten über Weinbergsbesitz. Für das Bürgerspital ist dies ab 1400 nachweisbar.

Auch die Berghänge an der linken Mainseite wurden im Mittelalter zum Weinbau genutzt, zum Beispiel der Festungsberg. Die heutigen Lagebezeichnungen „Schloßberg“ (am Osthang des Berges) und „Leisten“ (am Südhang desselben) waren damals noch nicht üblich, erst ab 1500 kam der Name „Leisten“ auf. Diese Weingärten fasste man zuvor als „am Frauenberg gelegen“ zusammen. Bereits um 1100 gab es an diesem Berg einen Weingarten.

Die Landwirtschaftskrise im 14. Jahrhundert

Aufgrund der mittelalterlichen Warmzeit waren die Bedingungen für den Weinbau gut. Es kam im Mittelalter zu einer regelrechten Massenproduktion. Besonders in der ersten Hälfte des 14. Jahrhundert gab es einige gute Weinjahre. Angeblich trugen im Jahr 1337 die Weinstöcke so reichlich, dass die Winzer einen Teil der Trauben an den Stöcken hängen lassen mussten, da ihre Fässer nicht ausreichten. Umso schlimmer war die Heuschreckenplage, die sich im darauffolgenden Jahr ereignete. Im Sommer 1338 fraßen Heuschrecken nicht nur die Weinberge, sondern auch die Felder kahl. Infolgedessen kam es zu einer Hungersnot. Die allgemeine Depression in der Landwirtschaft sollte noch knapp 35 Jahre andauern. Entweder versengte Hitze die Ernte oder es gab Stürme, Erdbeben, Überschwemmungen, Seuchen und Krieg. Erst ab 1372 wurden die Ernten wieder besser.

Der betrunkene Noah und seine Söhne
Der betrunkene Noah und seine Söhne. © fotolia - Erica Guilane-Nachez

Die Folgen für den Weinbau waren umso schlimmer, als die Bedeutung alkoholischer Getränke wie Wein im Mittelalter sehr viel höher war als heute. Vor allem in den Städten war es schwierig, sauberes Trinkwasser zu bekommen. Wasser wurde aus den Brunnen oder aus dem Main geschöpft, aber da das Grundwasser durch Abwasser verschmutzt war, stellten Bier und Wein saubere Alternativen dar. Auch Kindern gab man im Mittelalter Bier oder Wein zu trinken. Der Alkoholgehalt dieser Getränke war allerdings niedriger als heute.

Und heute ...

In Franken hat der Wein seinen Charakter als Volksgetränk bis heute bewahrt. Anders als in anderen Weinregionen ist er nicht höheren Kreisen vorbehalten, sondern auf den zahlreichen Weinfesten, wie dem Würzburger Weindorf oder dem Bürgerspital-Hofschoppenfest, ist jeder willkommen. In den typisch fränkischen Heckenwirtschaften, in denen Winzer saisonal den eigenen Wein ausschenken, kann man den Frankenwein direkt beim Erzeuger genießen.

Weinreben
Weinreben am Teufelskeller

Literaturhinweise:

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