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Die Zeugung von Kindern wurde im Mittelalter nicht eindeutig positiv oder negativ beurteilt. Einerseits wurden Kinder als Quelle des Glücks betrachtet; andererseits stammten die Freuden, die zur Zeugung führten, angeblich vom Teufel. Ein gottgeweihtes Leben ohne Familie galt im Mittelalter als die christlichere Lebensweise. Priester, Mönche und Nonnen entsagten den Freuden, aber auch den Leiden des Familienlebens. Aus geistlicher Sicht wurde es positiv gesehen, wenn Menschen sich ganz Gott hingaben und ins Kloster gingen, auch wenn dies bedeutete, dass sie ihre Kinder im Stich ließen.

Dennoch war die Haltung der Kirche zu diesem Thema nicht eindeutig. Da dem Christentum alles menschliche Leben als heilig gilt, wurde die Tötung von Säuglingen und die Abtreibung als Verstoß gegen das Gebot der Nächstenliebe gesehen. Aus diesem Grunde war es üblich, die Ächtung oder Hinrichtung einer schwangeren Frau bis nach der Geburt aufzuschieben. Auch erlaubten es mehrere geistliche Orden Eltern, die in ein Kloster eintreten wollten, ihre Kinder mitzubringen. ...weiterlesen "Kindheit im Mittelalter Teil 2: Meinungen zur Zeugung von Kindern"

Ursprünglich wollte ich nur einen einzelnen Beitrag über die Kindheit im Mittelalter schreiben und dabei auf das Wichtigste eingehen. Beim Recherchieren wurde mir aber schnell klar, dass das Thema viele Facetten hat – positive wie negative –, denen ich gerne nachgehen würde. Inzwischen habe ich genügend Stoff für 6-7 Beiträge. Diese werde ich in den nächsten Wochen nach und nach posten, z. B. über Meinungen zur Zeugung von Kindern, über Kinderspiele, zur Kindheit in der Stadt und auf dem Land, aber auch über Kindesmisshandlungen. Hier im ersten Teil geht es ganz allgemein um mittelalterliche Vorstellungen von Kindern und Kindheit.

Spielende Kinder. Buchmalerei aus dem alchemistischen Manuskript Splendor Solis (zwischen 1532 und 1535).
Spielende Kinder. Buchmalerei aus dem alchemistischen Manuskript Splendor Solis (zwischen 1532 und 1535).

Das Bild des Kindes war im Mittelalter ambivalent. Kinder wurden einerseits positiv und andererseits negativ gesehen. Viele Autoren übernahmen die Ansicht des Augustinus von Hippo (345-430), Kinder seien in Sünde geboren, und sie seien triebhaft, aufdringlich, eifersüchtig, aggressiv und zornig. ...weiterlesen "Kindheit im Mittelalter Teil 1: Vorstellungen von Kindheit und Kindern im Mittelalter"

Heute möchte ich euch das mittelalterliche Versepos Willehalm näherbringen. Wolfram von Eschenbach (gest. um 1220) beschreibt darin vor dem Hintergrund des Abwehrkampfes gegen die Sarazenen die Liebe zwischen dem christlichen Ritter Willehalm und Arabel, der Tochter des muslimischen Königs Terramer. Eine Besonderheit des Willehalm ist, dass der Krieg nicht verherrlicht und weder Christen noch Muslime als eindeutig gut oder böse darsgestellt werden, sondern es wird vor allem das durch den Krieg verursachte sinnlose Leid betont. Als Vorlage dienten dem Dichter Wolfram Texte aus der altfranzösischen literarischen Tradition.

In diesem Zusammenhang möchte ich euch ein Buch empfehlen, in dem der Stoff des Willehalm auf leicht zugängliche Weise nacherzählt wird. Und zwar hat die Autorin Gudrun Opladen das Buch Willehalm und Arabel * geschrieben, in dem sie sowohl die Kriegshandlungen als auch die Liebe zwischen Willehalm und Arabel schildert. ...weiterlesen "Willehalm von Wolfram von Eschenbach – ein mittelalterliches Antikriegsepos"

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Als Hauptursachen der Judenfeindlichkeit im Mittelalter lassen sich vor allem Vorurteile, Aberglauben und Unwissenheit identifizieren, wie weiter unten gezeigt wird. Einzelne Aufwiegler nutzten im Volk verbreitete Vorurteile und konnten so die Menschen gegen ihre jüdischen Mitbürger aufhetzen.

Die mittelalterliche Judenfeindschaft knüpfte nicht einfach an einen Antijudaismus aus der Antike an. Antike heidnische Autoren äußerten sich überwiegend neutral über die Juden. Daneben halten sich positive und negative Darstellungen die Waage. Erst im frühen Christentum entstand eine Judenfeindschaft mit spezifisch christlichen Argumenten. Diese entwickelte sich aus einer Konkurrenzsituation heraus, da das Christentum aus dem Judentum hervorgegangen war. Die Christen verstanden sich als „wahres Israel“ und „neuer Bund“ mit Gott, aus dem die Juden ausgeschlossen waren. Zudem gaben die Christen den Juden die Schuld an der Ermordung Christi. ...weiterlesen "Juden im Mittelalter – Teil 3: Ursachen der Judenfeindschaft"

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Im zweiten Teil meiner Serie mit Schwerpunkt Franken bzw. Würzburg gehe ich auf die großen Judenverfolgungen seit dem ersten Kreuzzug (1096-99) bis zur Pestepidemie Mitte des 14. Jh. ein. Pogrome fanden in Würzburg hauptsächlich während des zweiten Kreuzzuges (1147) und 1298 sowie 1349 statt. Über die allgemeinen Rahmenbedingungen, unter denen die Juden im Mittelalter lebten, und über die 150 Jahre währende Blütezeit der Würzburger Gemeinde zwischen den Verfolgungswellen habe ich bereits im ersten Teil geschrieben. ...weiterlesen "Juden im Mittelalter – Teil 2: Die Judenverfolgungen ab 1096"

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Heute möchte ich eine kleine dreiteilige Serie starten, in der ich mich mit dem Leben der Juden im Mittelalter beschäftige. Dabei setze ich meinen Schwerpunkt auf Franken, vor allem Würzburg. In Franken leben seit dem 11. Jahrhundert Menschen jüdischen Glaubens. Im Gegensatz zu anderen Territorien des Deutschen Reiches wurden Juden von hier nie dauerhaft vertrieben. Besonders in Unterfranken gab es bis zur Nazizeit viele jüdische Gemeinden. Die Würzburger Gemeinde mit zeitweise rund 900 Menschen war aufgrund zahlreicher gelehrter Persönlichkeiten im Mittelalter europaweit bekannt. Bevor ich zu meinem regionalgeschichtlichen Schwerpunkt komme, gehe ich kurz auf die Rahmenbedingungen ein, unter denen die Juden während des Mittelalters in Deutschland lebten. ...weiterlesen "Juden im Mittelalter – Teil 1: Die Blütezeit der Würzburger Gemeinde"

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Woher kommt die sexualitätsfeindliche Einstellung der Kirche? Weshalb gilt Lust nach katholischer Lehre noch immer als Sünde, sodass Sexualität nur der Fortpflanzung dienen soll? Wie ich zeigen werde, stammen die christlichen Sexualitäts- und Ehevorstellungen aus der antiken Philosophie und wurden von Religionen wie dem Manichäismus beeinflusst. Die Abwertung der Sexualität als Sünde ist also weder eine christliche Erfindung noch etwas Natürliches und Selbstverständliches, sondern es handelt sich dabei bestimmte in der Antike entstandene Vorstellungen, die, über das Christentum vermittelt, bis in unsere Zeit überliefert wurden. ...weiterlesen "Sexualität und Sünde – Der Ursprung des asketischen Ideals im Christentum"

Bereits bevor sich die Archäologie als Wissenschaft entwickelte, fanden die Menschen immer wieder Hinterlassenschaften früherer Kulturen im Boden. Da ihnen wissenschaftliche Erklärungen für die Herkunft dieser Objekte unbekannt waren, entwickelten sie abergläubische Vorstellungen. Steinbeile aus der Jungsteinzeit hielten für die Spitzen von Blitzen, die vom Himmel geschleudert wurden. Daher nannten sie diese Steine Donnerkeile. Auch die versteinerten Skelette von Kopffüßern (Belemniten) wurden so bezeichnet.

Steinaxt aus dem Museum Pachten (Saarland)
Steinaxt aus dem Museum Pachten (Saarland) © LoKiLeCh – CC BY-SA 3.0 (via Wikimedia Commons)
...weiterlesen "Donnerkeile als Glücksbringer, Amulette und Medizin"

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