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Wortgeschichte(n): Minne und Liebe

Mit dem Begriff Minne wird heute meist die höfische Liebe (hôhe minne) bezeichnet, die in zahlreichen Minneliedern besungene, unerfüllte Sehnsucht eines Ritters nach der unerreichbaren Dame (vrouwe). Im Mittelalter hingegen wurde nicht nur die höfische Liebe minne genannt, sondern der Begriff umfasste verschiedene Phänomene der Zuneigung, von oberflächlicher Freundlichkeit bis zu religiöser Ekstase.

Das mittelhochdeutsche (mhd.) Wort minne starb in der frühen Neuzeit aus und wurde in den meisten deutschsprachigen Regionen durch liebe ersetzt. Im Mhd. bedeutete das Substantiv liebe „Freude“, konnte aber auch synonym für minne genutzt werden. In dem Wort liebe schwingt im Mhd. aber immer die Bedeutung „Freude“ mit, es handelt sich also um eine glückliche Liebe.

In anderen germanischen Sprachen ist das Wort minne noch heute in seiner ursprünglichen Form gebräuchlich: Im Niederländischen heißt minnen „lieben“.

Minne in der Literatur

Die Auffassung von minne unterschied sich auch je nach literarischer Gattung. Im Minnelied und den späteren Gattungen Minnerede und Minneallegorie steht die höfische Liebe im Mittelpunkt, die sehnsüchtige, entsagende, manchmal auch glückliche Liebe. Die Minne galt in diesem Zusammenhang häufig als Triebfeder ritterlicher Taten. Im Roman wird der Begriff vielfältiger verwendet, er steht für eheliche Liebe, sexuelle Lust, aber auch wie im Minnesang für die höfische Tändelei.

Minnesänger Johannes Hadlaub
Der Minnesänger Johannes Hadlaub. Darstellung im Codex Manesse.

Der Minnesang entwickelte sich parallel zur Etablierung des Rittertums im 12. Jahrhundert. Die Ideale des höfischen Lebens und der Ritterlichkeit wurden dabei in der Literatur dargestellt, entsprachen aber nicht der Wirklichkeit. Im Minnesang wurde eine Frau als Herrin des Ritters verehrt, doch in der Realität hatten Frauen noch immer eine den Männern untergeordnete Rechtsstellung.

Im Minnesang war die hôhe minne als entsagende Liebe konzipiert. Das lyrische Ich zeigt sich als idealer, verlässlicher und vorbildlicher Gefolgsmann, der trotz der Unerreichbarkeit der Frau in ihrem Dienst bleiben will. Das Dienstverhältnis bedeutet dabei nicht nur eine Unterordnung, sondern auch eine positive Aufgabe und Auszeichnung für denjenigen, der den Dienst ausübt. Zu den verschiedenen Phasen des Minnesangs habe ich bereits einen Artikel geschrieben.

Weitere Bedeutungen von minne

Das Wort Minne konnte sich auch auf die Liebe zu Gott und die Liebe Gottes zu den Menschen beziehen. Gottesliebe hatte Vorrang vor der Liebe zwischen Mann und Frau – zumal die weltlichen Freuden mit dem Tod endeten, und dann drohten die Qualen der Hölle.

Minne kann auch als „Einigung“ und „Einverständnis“ verstanden werden. In diesem Sinne wurde das Wort in der Rechtssprache in der Formel Minne und Recht bis in die Neuzeit überliefert.

Minne trinken als Gedächtnistrunk

Im Altnordischen gab es das Wort minni in anderer Bedeutung, nämlich als „Erinnerung“. Auch im heutigen Norwegischen und Schwedischen bedeutet minne „Gedächtnis“. Diese Bedeutung gehört zur indogermanischen Wurzel *men- „denken“, die im Deutschen noch in dem Verb mahnen enthalten ist.

Auch im Mhd. kann minne für „freundliches Gedenken, Erinnerung“ stehen. In der Bedeutung „Minne trinken“ ist es noch heute als Gedächtnis- oder Abschiedstrunk bekannt. Dabei wurde häufig eines oder einer bestimmten Heiligen gedacht (sant Johans minne, sant Gêrtrûde minne).

Verwendete Literatur:

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