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Das Rittertum im Mittelalter

Bereits zur Zeit der Karolinger entstand eine gesellschaftliche Differenzierung zwischen Bauern und Kriegern. Ein berittenes Kriegertum entwickelte sich als adlige Oberschicht. Seit dem 12. Jahrhundert rückten in diese Oberschicht auch die unfreien Ministerialen auf. Zur gleichen Zeit entstand das Rittertum mit seiner höfisch-ritterlichen Kultur. Seine Blütezeit erlebte das Rittertum im 12. und 13. Jahrhundert.

Der Ritter als Krieger

Der Ritter war ein Berufskrieger. Um seinen Beruf auszuüben, benötigte er eine bestimmte Ausrüstung. Diese bestand hauptsächlich aus Schwert, Lanze, Helm, Kettenhemd und Schild. Das Kettenhemd entwickelte sich etwa ab 1150 weiter zum Plattenpanzer und im Spätmittelalter zum Plattenharnisch. Statt des offenen Helms, wie es für die Krieger der Karolingerzeit üblich war, trugen die Ritter meist geschlossene Helme mit Visier oder Sehschlitzen. Die kleineren Rund- oder Ovalschilde wurden durch einen schmaleren Langschild ersetzt. Die kleinste militärische Einheit bestand aus einem Ritter mit ein bis zwei Helfern (Knappen oder Knechte) und drei oder mehr Pferden.

Die Wehrhaftigkeit der Angehörigen des Rittertums wurde im Mittelalter als Rechtfertigung ihrer privilegierten Stellung betrachtet. Dies ist nicht selbstverständlich, da es auch Kulturen gab, in denen das Kämpfen als untergeordnete Dienstleistung galt (z. B. im Römischen Reich).

Ritter vor der Schlacht
Ritter vor der Schlacht

Die gesellschaftliche Aufgabe des Rittertums war es, die Kirche und Personen, die sich nicht selbst verteidigen konnten, zu schützen. Diese Forderung erhob die Kirche gegenüber den Rittern. Zugleich näherte sich die Kirche dem Rittertum an und begann, dieses positiv zu bewerten. Der Höhepunkt dieser Entwicklung waren die Kreuzzüge ab dem Ende des 11. Jahrhunderts. Der Begriff miles christianus, der ursprünglich für Märtyrer und später auch für Mönche galt, wurde im hohen Mittelalter auch auf die Ritter übertragen.

Während der Kreuzzüge wurden auch geistliche Ritterorden gegründet, die nicht in das traditionelle Schema der drei Stände (Bauern, Adel, Geistliche) passten. Die wichtigsten Ritterorden waren der Templerorden, der Johanniterorden und der Deutsche Orden.

Die ritterlich-höfische Kultur

Das Rittertum bzw. der Adel pflegte im Mittelalter eine spezielle ritterlich-höfische Kultur, zu der bestimmte Statussymbole gehörten. Durch kostbare Kleidung mit körperbetonten Formen, durch „höfische“ Verhaltensweisen und durch Vergnügungen wie Turniere, Jagden und Gesellschaftsspiele wie Schach wollten die Ritter sich von der arbeitenden Schicht, den Bürgern und Bauern, abgrenzen. Tiere, die man zur Jagd benötigte, wie Hund, Pferd und Falke, wurden zu Symbolen des Rittertums.

Adlige auf der Beizjagd
Adlige auf der Beizjagd

Die ritterlich-höfische Kultur forderte von dem Ritter ein bestimmtes Verhalten. Zu den ritterlichen Tugenden zählten Demut (diemüete), Treue (triuwe), Beständigkeit (staete) und Mäßigung (mâze). Auch „Höfischheit“ (hövescheit, curialitas) wird oft erwähnt, d.h. das an einem fürstlichen oder königlichen Hof übliche Verhalten. Als höchster Wert des Rittertums galt hôher muot, eine seelisch-geistige Hochstimmung, die eng mit dem Lebensgefühl des Rittertums verbunden war. Quellen des „hohen Mutes“ waren heldenhafte Taten (z.B. im Turnier) und die „hohe Minne“ zu einer vrouwe. Seine hövescheit sollte ein Ritter immer wieder neu durch Proben beweisen.

Wer konnte Ritter werden?

Ritter wurden männliche Angehörige des Adels durch einen formalen Akt der Erhebung, der meist mit der Volljährigkeit vorgenommen wurde. Dies geschah durch das Ritual der Schwertleite, wobei dem jungen Mann das Schwert* umgegürtet wurde. Seit etwa 1350 wurde die Schwertleite durch den Ritterschlag abgelöst. Bei besonderen Gelegenheiten, zum Beispiel nach einer Schlacht, am Heiligen Grab in Jerusalem oder während einer Kaiserkrönung in Rom, konnten auch Nichtadlige die Ritterwürde erlangen.

Ab dem 13. Jahrhundert entwickelte sich die Vorstellung, dass nur Söhne von Rittern selbst Ritter werden durften. Dadurch entstand aus dem Rittertum als „Berufsstand“ ein „Geburtsstand“. Der hohe Adel betonte nun stärker die freie Geburt und weniger die Zugehörigkeit zum Rittertum. Damit wurde der Begriff „Ritter“ zur Standesbezeichnung für den niederen Adel, der hauptsächlich aus Ministerialen bestand. Die ritterlichen Tugenden behielten ihre Bedeutung jedoch für den gesamten Adel bis zum Ende des Mittelalters und zum Teil darüber hinaus.

Literaturhinweise:

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2 Gedanken zu „Das Rittertum im Mittelalter

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