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Nadelbinden – eine alte Handarbeitstechnik

Nadelbinden ist eine uralte Handarbeitstechnik, viel älter als Stricken oder Häkeln. Als ich dies zum ersten Mal las, war ich erstaunt, denn Nadelbinden ist vergleichsweise kompliziert und Häkeln so einfach. Also müsste man doch als Erstes darauf kommen. Aber nein, das Häkeln wurde erst um 1800 erfunden. Das Stricken ist immerhin seit dem Hochmittelalter bekannt. Socken, die mittels Nadelbindung hergestellt wurden, gab es hingegen schon im Alten Ägypten.

Aus der Wikingerzeit und dem Mittelalter gibt es mehrere Funde von nadelgebundenen Handschuhen und anderen Textilien, z.B. aus Dänemark, Finnland und Russland. Darunter sind auch Funde in einer netzartig offenen Technik, zum Teil mit Goldfäden. Aus dem 12. Jh. sind fein gearbeitete Handschuhe und Strümpfe aus Leinen und Seide bekannt, die im kirchlichen Bereich verwendet wurden. Ab dem späten Mittelalter bevorzugte man dann das Stricken.

Nadelbindung wird mit nur einer Nadel* ausgeführt, die wie eine Nähnadel ein Loch hat. Dadurch wird der Faden geführt und man „näht“ dann in Schlingentechnik das Gewebe. Da zum Nadelbinden dickere Fäden verwendet werden als beim Nähen, ist auch die Nadel dicker und länger und kann zum Beispiel aus Holz geschnitzt werden. Meine erste selbst geschnitzte Nadel ist aus Buchenholz (siehe Foto).

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Es gibt beim Nadelbinden verschiedene Techniken, z.B. den Oslostich, den Mammenstich und den Bodénstich. Diese können mittels einer Notation dargestellt werden, aus der abgelesen werden kann, ob die Nadel über oder unter einem bestimmten Faden durchgezogen wird.

Da bei jedem Stich der gesamte Arbeitsfaden durch die Schlingen gezogen wird, darf der Faden nicht zu lang sein, man muss öfter einen neuen Faden ansetzen. Anfilzen ist nur bei Wolle* oder Garn mit hohem Wollanteil möglich. Außerdem kann man den Faden einarbeiten oder einflechten.

In Skandinavien ist Nadelbinden heute noch verbreitet. (Dort und im englischsprachigen Raum wird die Technik nalbinding oder naalebinding genannt.) Dabei werden vor allem nadelgebundene Handschuhe hergestellt. Die Handschuhe sind recht dick und haltbar und wurden früher auch von Waldarbeitern und Seeleuten bei der Arbeit getragen.

Wer Nadelbinden lernen möchte, findet in dem Buch Nadelbinden - Was ist denn das?* von Ulrike Claßen-Büttner eine fundierte Anleitung. Die Autorin schlägt auch einige Projekte zum Nacharbeiten vor, z.B. Handschuhe und eine Handytasche. Eine grundlegende Anleitung für das Nadelbinden (und andere alte Handarbeitstechniken) ist auch auf der Homepage von Flinkhand zu finden.

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Ich habe bisher nur einige Versuche mit dem Nadelbinden gemacht. Bald ist ja auch Sommer und man braucht keine nadelgebundenen Handschuhe. Ich nehme mir das Thema Nadelbinden mal für später vor. Der Herbst oder Winter ist vermutlich eine gute Zeit dafür.

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